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Triumph

Bessere Bremsen

Dieser Bericht steht eigentlich schon lange in den Startlöchern aber erst jetzt komme ich dazu etwas über meinen Bremsen Umbau an einer Triumph T140 zu schreiben. Vielleicht auch besser so, denn ein Jahr Er”fahr”ung ist auch nicht zu verachten. Seit dem ich die Norman Hyde Fußrastenanlage montiert hatte, also schon vor einer ganzen Weile, bin ich mit der Bremswirkung am Hinterrad nicht mehr zufrieden. Das ist auch weiter nicht verwunderlich, ist doch der Bremshebel um die Hälfte kürzer und somit die Kraft, die benötigt wird, um das doppelte höher. Man musste also schon ganz schön drauftreten um einigermaßen eine Bremswirkung zu erzielen, und das bedeutete jedes mal eine Zitterpartie bei der TÜV Abnahme. Aber auch die eine 10" Scheibe am Vorderrad war, nachdem ich einige Zeit die Doppelscheibe der TSS genossen hatte (Ja, Leute, ich hab die TSS in Zahlung gegeben, steht allerdings noch wie Sauerbier seit zwei Jahren beim Händler), so nicht mehr das Gelbe vom Ei. Bei gemütlicher Solofahrt war ja noch alles in bester Ordnung, aber mit Gepäck, womöglich noch zu Zweit in den Alpen, kam ich doch mit der laschen Hinterradbremse ganz schnell an die Grenze.

Im Winter 98 machte ich mir dahingehend Gedanken und nachdem ein Freund einen Freund hat und der einen Studienkollegen der bei Magura arbeitet, war die Wahl der Komponenten klar. Regelmäßig alle drei Jahre ist sowieso der hintere Lockheed Bremszylinder fest gerostet und die ganze Bremseneinheit musste ausgebaut werden. Berechnungen hatten ergeben das ich die Bremskraft nahezu um das doppelte steigern konnte wenn ich den Durchmesser des Bremszylinders verkleinere oder eben eine entsprechend andere Hebelgeometrie anbaute. Das letztere schied aus wollte ich doch den ganzen Umbau so unauffällig wie möglich ausführen, daher entschied ich mich für den hinteren Magura Hauptbremszylinder von einer BMW mit Ø13mm (statt Original Ø16mm). Als Platz stand für mich somit der selbe wie beim Originalteil (also zwischen Reifen und Rahmen) mit allen Vor- und Nachteilen fest. Der Abbau des Hauptbremszylinders gestaltete sich, wie jeder weis, als abendfüllende Beschäftigung, musste doch angefangen vom Hinterrad auch noch der Fußrastenträger (Hyde) abgebaut, sowie alle Bremsenteile einzeln abmontiert werden.

Das sollte erst einmal anders werden. Also konstruierte ich eine Grundplatte die nur mit drei Schrauben (alte Fußrastenbefestigung, Lasche am Ausleger für die Soziusraste und eine Schraube von der Motorhalteplatte) befestigt werden konnte. Auf dieser Platte ordnete ich dann den Hebel mit Anschlag und Bremszylinder an. Ich verzichtete auf die große Schraube mit Loch, in der die verkupferte Bremswelle läuft, und mit der zusätzlich noch die alte Grundplatte mit der Motorhalteplatte verschraubt ist. Stattdessen lötete ich eine Büchse auf die neue Grundplatte die als Führung für die Bremswelle dient. Nachdem der Bremshebel abgebaut wird kann man jetzt nach dem lösen von drei Schrauben die komplette Bremsanlage abnehmen, mit etwas Geschick sogar bei eingebautem Hinterrad. Als Originalteil behielte ich nur die Bremswelle und die Feder bei.

Darum hatte ich mit dem Hebel, der den Bremszylinder betätigt, am meisten Arbeit. Diesen fräste ich aus einer zähen Alulegierung und feilte den Vierkant ein. Als etwas fummelig, wie serienmäßig auch, gestaltet sich das Einstellen der Lage des Fußbremshebels, kommt man doch da unten sehr schlecht hin. Nur bin ich ja der einzige der mit dem Motorrad fährt und die richtige Einstellung nimmt man eigentlich nur einmal vor. Komplettiert wird das ganze noch mit einer Stahlflexleitung von Spiegler die ich, so das es möglichst unauffällig ist, mit Schrumpfschlauch schwarz ummanteln lies.

Das Ergebnis kann sich, glaube ich, sehen (und bremsen!) lassen. Man hat lang nicht mehr so einen harten Druckpunkt, kann die Hinterradbremse viel besser dosieren bei gleichzeitig weniger Kraftaufwand. Nicht zu vergessen ist allerdings, das diese Aussage nur bei dem verkürzten Hyde Bremshebel gilt. Noch ein Vorteil (?) fällt mir gerade ein: Bisher war der Bremszylinder immer einen dickeren Reifen im Weg gestanden, der von Magura baut wesentlich kleiner und sitzt jetzt weiter vom Reifen entfernt so dass nur noch die Kettenflucht das Maß aller Dinge ist. Und am Vorderrad ? Hier war jetzt guter Rat, im wahrsten Sinn des Wortes, teuer, kommt doch entweder eine Doppelscheibe, zwangsläufig mit einem neuem Tauchrohr, oder eine größere Bremsscheibe in Betracht.

Auf eine dritte Idee bin ich beim Studium anderer Motorräder mit Einscheibenbremsanlagen gekommen. Kaum ein Hersteller hat einen so großen Hauptbremszylinder (5/8" oder Ø16mm) außer bei einer Doppelscheibe. Alle Anderen wählen Ø14 oder 13mm, somit erhält man einen höheren Druck auf den Arbeitszylinder, allerdings bei verlängertem Betätigungsweg. Das musste ich einmal versuchen und besorgte hierzu die Geländesport Armatur von Magura , die mit dem eckigen flachen Bremsflüssigkeitsbehälter und einem Kolben Ø13mm. Diese passt jetzt auch optimal an meinen BMW/5 Lenker, weil sie viel kürzer als das alte Teil baut. Zusätzlich kann ich auf sämtliche Original Bremsschläuche, Stahlleitungen und auch den Hydraulik-Bremslichtschalter verzichten. Sowieso eine unmöglich komplizierte Konstruktion. Der Bremslichtschalter wird mechanisch betätigt und sitzt direkt am Hebel sehr klein und unscheinbar. Die Spiegler Stahlflexleitung geht auf direktem Weg zur Bremszange, was für einen exakten Druckpunkt sorgt. Überhaupt ist die Vorderradbremse nicht mehr wieder zu erkennen: viel besser zu dosieren und eine erhöhte Bremswirkung bei gleichem Kraftaufwand. Dazu muss man sagen, das ich schon lange nur noch weiche Rennbeläge benütze und auch einen Lockheed Alu Sattel angebaut hatte. 

Mit dieser Kombination bin ich jetzt schon ganz zufrieden, ein Optimum stellt sie allerdings noch nicht dar. Die nächste Ausbaustufe könnte ich mir also doch mit einer vergrößerten schwimmenden Bremsscheibe vorstellen, ABM kann so was (mit Gutachten) liefern. Den Adapter um die Bremszange weiter nach außen zu setzten, den muß man dann selber machen oder passt sich den von Norman Hyde an, der übrigens (allerdings für teures Geld) auch einen kompletten Kit mit einer größeren, schweren, Gussscheibe anbietet.

Martin Merkel

So sollte es sein: vom Umbau ist nicht viel zu erkennen. Der Kickstarter ist übrigens von Honda !
Die Teile im einzelnen: oben die Welle und Feder von Triumph
und montiert fertig zum Anbau (nur der Hebel muss vorher abgezogen werden)