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Allgemeine Tipps

Ölpfützen bei BritBikes

1. Thema Dichtflächen / Bauteilzustand:

Man sollte bei einer anstehenden Großinspektion oder -revision sich die Mühe machen, alle Teile der Tophalf des Motors auf Verzug zu prüfen (Planparallelität der Dichtflächen, Stahllineal und guter Kontrast zu einer hellen Lichtquelle lassen schon einiges erahnen). Gerade gebrauchte Bikes haben schon viel über sich ergehen lassen müßen, was durch ungleichmäßige Anzugsmomente der Schraubverbindungen zu viel (nicht sofort erkennbaren) Schrott geführt hat. Ist Verzug ersichtlich, so helfen in gemäßigten Fällen alte Hausmittel wie Abziehen der Bauteile auf eine ebenen Platte (z.B. Glasscheibe) mit Schleifpapier in unterschiedlichen Körnungen (Vorsicht: nicht mit zu grober Körnung anfangen, den sonst gibt es noch mehr Schrott). Hier ist hat viel Gefühl und Geduld gefragt. Auch sind die Dichtflächen im Bereich des Zylinderfußes an den Stößelführungsblöcken und im Bereich des Zylinderkopfes (Bohrung für Stößelstangenrohr) einer genaün optischen Prüfung zu unterziehen. Schon leichte Riefen/Rillen/Macken lassen das Öl bei guter Temperatur ohne Respekt vor Dichtungen/Dichtringen fröhlich fließen. Wichtig ist hierbei auch der Zustand der Blechringe am unteren Ende der Stößelstangenrohre, da diese für die "Vorspannung" der Rechteckdichtringen im Bereich Stößelführungsblock/Stößelstangenrohrende zuständig sind. Verformungen, Macken, Riße am Ringrand dieser Blechteile führen zu einer 100%tigen Ölaustrittsquelle.

2. Thema Dichtungssätze:

Es gibt mittlerweile eine Reihe von Anbietern, die neben den originalen Dichtungssätzen auch Eigenentwicklungen mit verschiedensten Arten von Dichtmaterialien anbieten. Meine besten Erfahrungen (bisher !) habe ich mit Dichtungssätzen von NORMAN HYDE gemacht, welche zwar sehr teuer sind (und dies nicht nur bei unserem sehr beliebten deutschen "Exklusivimporteur" - nein - auch in England selber sind diese Sätze vergleichsweise teuer), aber bezüglich Beständigkeit gegenüber Temperatur (Festbacken), geringer Drücke (periodischer Druckwechsel innerhalb des Kurbelgehausebereiches - Nockenwelle - Stößelstangenrohre - Kopf) sowie auch beim Ausgleich geringer Verzüge an Bauteildichtflächen haben diese sich bei mir sehr bewährt. In einer der letzten Infos steht etwas zum Thema Silikondichtungen (Werbung), die wiederverwendbar sein sollen (Made in USA). Dies wäre für mich ein Alternativthema zu den bis dato gebräuchlichen Dichtungsmaterialien. Habe allerdings auf diesem Gebiet bisher noch keine eigene Erfahrungen sammeln können. Die Anschaffung eines derartigen Dichtungssatzes hängt - neben den Kosten von einem USA-Urlaub- auch vom Fernreisewillen im Bekanntenkreis ab. Wer schon Erfahrungen damit sammeln konnte (mit den Silikondichtungen, nicht mit meinen Bekannten), soll sich doch bitte 'mal melden.

3. Thema Flüssigdichtungen:

Wichtig ist hierbei an kritischen Stellen (die Beurteilung einer kritischen Stelle überlaße ich eurer eigenen Erfahrung, bei mir sind es die Kipphebelgehäuse) die zusätzliche Verwendung einer guten, nach Möglichkeit nicht aushärtenden Dichtungsmaße mit guter Temperatur- und gewisser Druckstabilität (Innendruck vom Bauteilgehäuseraum nach außen über Dichtfläche). Ich verwende "LOCTITE rot". Diese Dichtungsmaße ist zwar auch relativ teuer, hat aber beim Thema Abdichten die Eigenschaft, daß diese Funktion nicht nur auf der Flasche als Beschriftungs"druck" vorhanden ist, sondern wirklich gut funtioniert !

4. Thema Anzugsmomente:

Nun ein Lacher für alle "erfahrenen" Schrauber an englischen Motorräder: Ich verwende seit jeher im Kopfbereich des Motors einen guten Drehmomentschlüßel zum gleichmäßigen Anziehen der Schraubverbindungen. Dies wird aus eigener Erfahrung von vielen "Edelschraubern" unter Hinweis eines eh' nicht exakt einzustellenden und auch zu übertragenden Anzugsmomentes belächelt. Meiner Meinung nach bringt aber das Anziehen von Schrauben per Drehmomentschlüßel und mit nach Möglichkeit adäquater Anzugstechnik (einphasiges Anziehen oder gleichzahliges Ratschen bei per Winkel begrenztem Arbeitsraum) eine gewiße Sicherheit, gleiche Schraubverbindungen gleichmäßig angezogen zu haben, auch wenn die vorgegeben Anzugsmomente von den "eigenproduzierten" vielleich doch etwas abweichen. Zumindest ist man beim Thema Verzug durch ungleichmäßige Anzugsmomente bei einem noch nicht verschraubten Motor auf der sicheren Seite.

5. Fazit:

Soviel von mir zu diesem doch leidigen Thema (wen es erwischt hat, weiß ein Lied über dieses Disaster zu singen). Ich hoffe, mit diesen kleinen Anregungen etwas behilflich gewesen zu sein, da ich mir nicht vorstellen kann, das ein Händler andere Patentrezepte (außer radikale technische Eingriffe) parat hat. Es fühle sich bitte kein Händler persönlich beleidigt, wenn ich sage, daß auch hier nur mit Wasser gekocht wird, sprich - die Kombination aus technischem Sachverstand und eigenen Erfahrungen die eigentliche Grundlage zur Lösung solcher Probleme stellt. Mit den besten Grüßen für eine ölfreie Garage ...

Matthias Buchberger