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Allgemeine Tipps

Löt dir einen!

Neulich ist mir mal der Kupplungszug gerissen und ich hatte natürlich keinen Ersatz in der Werkstatt. Da ich mich aber eh schon des öfteren geärgert hatte, dass der universal Kupplungszug für alle Modelle mit hohem, flachem oder gar keinem Lenker viel zu lang ist, habe ich mich einfach mal getraut und mir selber einen zurecht gestrickt. Um einen Zug selber anzufertigen benötigt man eine Außenhülle, ein dünnes Drahtseil, die entsprechenden Nippel und die kleinen Hülsen die auf die Enden der Hülle aufgesteckt und verpresst werden. Kauft man sich schon vorgefertigte Innenzüge, so sind oft schon die unteren Nippel dran. Als Alternative kann man auch alte oder gerissene Züge nehmen und “aufarbeiten”.

Hierzu ist es aber nötig den Zug zu kürzen und das mag nicht immer gehen. Meine Triumph Kupplungszüge sind aber eh zu lang und so ist das kein Problem. An Werkzeug wird eine gute Metallsäge, eine Feile, ein scharfes Messer, ein sehr guter Saitenschneider und eine Zange zum verpressen benötigt. Zum verlöten reicht ein normaler (Elektro-)Lötkolben meist nicht aus.

Ich hab da einen Gaslötkolben der es bei Gaszügen auch tut, aber wenn man Bremszüge oder Kupplungszüge machen will, geht das am Besten mit der Lötlampe. Lötzinn und Flussmittel sind obligatorisch. Als ersten Schritt müssen wir die Länge der Außenhülle, und die Länge der Seele ermitteln. Das kann man entweder an einem alten Zug ausmessen, oder mit einer "Probemontage" (hervorragend mit Schraubnippeln zu bewerkstelligen) ausprobieren.

Hierbei aber unbedingt die Einstellschrauben berücksichtigen. Ich drehe diese immer ca. 2/3 rein! Jetzt muss die Seele gekürzt werden. Allerdings ist ein Saitenschneider heikel, da der Zug mit Sicherheit ausfranst. Ich verzinne also den Bereich wo ich kürzen muss vorab, spanne die Seele dann in den Schraubstock und säge genau an der Backenkante mit ganz wenig Druck. Der Erfolg gibt einem Recht. Die Außenhülle ist einfacher zu kürzen. Mit dem Messer vorsichtig den Kunststoff abschneiden und dann die "Metallspirale" auch wieder mit wenig Druck durchsägen. (Ihr glaubt ja gar nicht, wie hilfreich ein neues Sägeblatt sein kann! Unverständlich, warum einige genau hier pfennigfuchsen wollen!). Nun kann man den Zug montieren, d.h. Seele in die Außenhülle stecken (Blechhülsen nicht vergessen!), Nippel über die Seele schieben und das ganze so in den Schraubstock vorsichtig einspannen, dass die Seele ein Stück übersteht. Der Nippel muss mit der kleineren Öffnung nach unten aufgesteckt werden. Die größere Öffnung muss oben sein, damit der aufgefranste Zug satt im "Lotbad" zu liegen kommt.

Mit einem kleinen Nagel franst man den Zug von oben auf, am besten indem man den Nagel mit einem Hämmerchen vorsichtig mittig in den Zug haut. Jetzt zieht man den Zug in den Nippel rein, so dass die "Fransen" genau in der Tasse liegen. Nun die Lötlampe anschmeißen und alles gut erwärmen. Natürlich knacken wir die Oxydschicht mit unserem Flussmittel vorher. Wenn alles gut heiß ist, führen wir von oben den Lötzinn zu. Jetzt erwärme ich den Nippel nur noch von unten und am Zug selber. Der Lötzinn verläuft jetzt schön und sollte am unteren Ende des Nippels austreten (Nicht auslaufen!). Am besten immer mal die Flamme weghalten um es nicht zu heiß werden zu lassen. Ein bisschen Übung macht auch hier den Meister! Nun sollte der Zug in Ruhe gelassen werden, bis er vollständig ausgekühlt ist. Der Nippel muss jetzt noch oben mit der Feile bearbeitet werden, damit der Nippel auch wieder rund ist und in die Aufnahme passt. Jetzt werden noch die Blechhülsen verpresst (Vorsichtig!) und der Zug ist fertig. Den Nippel kann man noch mal verwenden, wenn man ihn wieder heiß macht.

Dann läuft das alte Zinn weg und der Zug kann dann wieder ausgelöst werden. Das alte Zinn muss aber penibelst entfernt werden, sonst kann der Nippel nicht mehr verwendet werden! Wenn jetzt die Gelegenheit wahrgenommen und der neue Zug gut geölt wird, sollte er einige Zeit halten. Anzumerken ist noch, dass die zölligen metrischen Nippel manchmal nicht in die Aufnahme passen. Hier muss dann mit der Feile nachgearbeitet werden.

Martin Gliscinski