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Allgemeine Tipps

Der Gummi

Vor Jahren einmal las ich in der englischen "Classic Bike" den Tip für die Bastler, die Samstagabends bei den letzten Handschlägen vor der Sonntagstour merken, daß der O-Ring zum Abdichten zwischen Versager und Versagerflasch fehlt: Sinngemäß: "Dann geht selbiger Mensch eben kurz in seinen Stamm-Pub, trinkt ein Pausenbier und zieht sich später, beim erleichtern eine Packung Präser aus dem Klo-Kondomaten.

Mit selbigen bewaffnet nähert er sich dann wieder dem/den Versager(n), nachdem er vorher die Präserhülle vom Ring getrennt hat. Dieser Ring habe den gleichen Durchmesser wie der normale O-Ring, die Versager könnten zur vollsten Satisfaction des Anbauers montiert werden und der Sonntagstour stünde nichts mehr im Wege." Gelesen, Jahre später beim Basteln dran erinnert, Präser gezogen, Ring abgetrennt, angepaßt, Pustekuchen; die Engländer scheinen eine andere (zöllige?) Penis-Norm zu haben. Paßte nicht ! Präser hin, hätte man doch noch für besseres benutzen können, bäh.

Aber, da gab es doch noch das leidige Stößelstangen-Schutzrohr. Zweigeteilt, zum teleskopmäßigen Ineinanderschieben und an der Verbindung durch eine vorsintflutliche Asbest ? / Hanfschnur ? abgedichtet (?), die mittels einer Rändelmutter rund um das dünnere der beiden Rohre zusammengedrückt wird und so abdichten soll - Hahahahahahaha - hahahahahaha.

Mithilfe von dauerelastischklebrigem "Fluid-D" Dichtmittel und eines Ledergürtels hatte ich die Stelle soweit dicht, daß Öl beim Fahren nur noch rauschwitzte. Zufrieden war ich damit nicht. Hahaaa, da war doch ein ähnlicher Durchmesser beim dünneren Stößelschutzrohr! Versucht, Ring paßt und die Rändelmutter geht auch grade noch rüber. So, noch ein bißchen "Fluid-D" über den Ring geschmiert, damit es gut flutscht beim festziehen und evtl. noch mehr abdichtet. Aaah, endlich mal leichtes festziehen, ohne das elende Gefussel der Schnur auf dem Gewinde und festgehen der Mutter. Und ??? -> Hielt 3 Jahre lang völlig öldicht. Ich hab's mal auseinandergenommen, aus Neugier. Dabei fiel der ganze Kram in Brösel, hatte aber bis dahin dichtgehalten. Habe dann wieder einen eingebaut.

Nun mal zurück zur Rändelmutter: Eine tolle Einrichtung, großer Durchmesser, kaum Platz zum anfassen da extraschmal und rundrum von drei Seiten Kühlrippen. Werkzeug ansetzen Fehlanzeige, obwohl sich immer wieder Hobbybastler mit Wasserpumpenzangen daran versucht haben (noch täglich dran versuchen ?). An meinen beiden Motoren beide jedenfalls ziemlich vergnibbelt und ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich anfangs meiner Karriere ebenfalls versuchte, die Zange anzusetzen "weil eh schon alles vergnibbelt war".

Als dann eine neue Rändelmutter aus England rüberkam, wurde es schon vornehmer: da legte ich den Ledergürtel meiner Hose eindreiviertelmal um die Mutter, stützte mich mit den Füßen am Rahmen ab und zog am Gürtel bis mir der Schweiß aus der Arschritze kochte -> fest ?!? Das machte keinen großen Spaß und war auch immer mit einem gewissen Gefühl von Unsicherheit behaftet, da das rechte Gefühl für die Hebelkraft fehlte (fest ???). Mittlerweile bin ich weiter. Nach den ersten Probefahrten mit meinem neugemachten Motor (zwei neue Kurbelwellen in einem Jahr - aber das ist eine andere Geschichte) durfte ich feststellen, daß das Öl aus dem Stößelstangenschutzrohr nur so rausschiffte. Kurz vor dem TÜV-Termin natürlich.

Klasse, echt. Rohre vertauscht, das gute Präserringbewehrte liegt in der Schublade, das olle Ding mit was-weiß-ich-Dichtung-vom-Vorbesitzer, eingebaut. Nun war "gutes Rad teuer". Keine Zeit - keine Lust. Tank abbauen, Zylinderdeckel ab, Stößelstangen ziehen, Rohre lösen, austauschen, abdichten, alles wieder zusammen, Ventilspiel nachstellen ...... aaaah.

Himmelkacknochmal. Denke, denke, denke... etwas stärkere Schlauchschelle zum Schrauben genommen. Mit 6er Nuß auf der Rändelmutter festgezogen - vorher einen Streifen vom abgeschnittenen Moppetschlauch dazwischen. Ein kleines Hämmerchen genommen, einen etwas dickeren Durchschläger an der Schlauchschelle angesetzt und mit leichten Schlägen die Mutter festgezogen bis nichts mehr ging.

Erstaunlich, wie leicht und schnell das ging. Jetzt schwitzt es beim Fahren nur noch ein wenig. Aber der nächste Winter kommt ja bestimmt. Und das Fazit bleibt:

Leute, nähert ihr euch der Rändelmutter, nehmt ein Gummi !

Joachim Lippke